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ACM-Mitteilungen vom 27. November 2021
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Liebe Leserin, lieber Leser,
um es gleich zu Beginn zu sagen: wir wissen nicht, welche Maßnahmen die voraussichtliche neue Bundesregierung für den Bereich der medizinischen Verwendung von Cannabis und Cannabinoiden geplant hat. Wir haben aber aufgrund eines gemeinsamen Positionspapiers von Wissenschaftler:innen und Politiker: innen, unter anderem von SPD, Grünen und FDP die Hoffnung, dass es deutliche Verbesserungen geben wird.
Wir hoffen auch, dass es in Sachen Führerschein eine Klarstellung geben wird, damit Patientinnen und Patienten nicht mehr zwischen ihrer Gesundheit und dem Besitz eines Führerscheins wählen müssen, weil einige Führerscheinstellen und MPU-Stellen die Rechtslage, nach der Cannabispatienten grundsätzlich wie Patienten, die andere Medikamente einnehmen, am Straßenverkehr teilnehmen dürfen, nicht akzeptieren wollen.
Im kommenden Jahr planen wir drei Ausbildungsmaßnahmen.
1. Wir planen eine erneute Online Fortbildung für Ärztinnen und Ärzte am 2. April 2022, die der Fortbildung vom 30. März 2021 ähneln wird. Hier finden sich die Videos der Veranstaltung aus diesem Frühjahr.
2. Wir planen auch 2022/23 eine Ausbildung zum/r ACM-zertifizierten Berater/in für Medikamente auf Cannabis Basis. Diese beginnt am 26. Februar 2022.
3. Am 24. März 2022 soll ein neuer Kurs an der Dresden International University für Beschäftigte im Gesundheitswesen beginnen. Der erste Kurs wird im Dezember 2021 abgeschlossen.
Viel Spaß beim Lesen!
Franjo Grotenhermen
Qualifikation zum/zur ACM-zertifizierten Berater/in für Medikamente auf Cannabisbasis – Ausbildungsjahr 2022/2023
Die Qualifikation zum/zur ACM-zertifizierten Berater/in für Medikamente auf Cannabisbasis wurde erstmals in den Jahren 2020/2021 in zwei Ausbildungsgruppen zu je 18 Personen durchgeführt. Aufgrund des anhaltend großen Interesses an dieser Ausbildung – es gibt eine Warteliste von 30 Personen – werden wir diese auch im Jahr 2022/2023 in zwei Ausbildungsgruppen durchführen. Nach den Erfahrungen mit den ersten beiden Ausbildungen werden die beiden neuen Kurse leicht modifiziert und optimiert.
Die Ausbildung besteht aus vier Seminaren und in den Monaten ohne Seminar aus monatlichen Supervisionen. Sie dauert insgesamt zwölf Monate. Die Seminare dienen dem Erwerb von Kenntnissen der rechtlichen und medizinischen Voraussetzungen zur Anwendung von Cannabis-Medikamenten in Deutschland und versetzen die Teilnehmer*innen in die Lage, das Wissen weiter zu geben und insbesondere in der Erstberatung von Patient*innen praktisch anzuwenden. Sie sollen in Kombination mit den Supervisionen ein vertieftes Verständnis zu allen relevanten Themen vermitteln, um auch weiterführende Beratungstätigkeiten im Bereich der therapeutischen Anwendung von Can¬nabis und Cannabinoiden durchführen zu können.
Leitung
Dr. med. Franjo Grotenhermen, Arzt, Geschäftsführer der ACM
Weitere Referent*innen
– Rainer Thewes, Sozialpädagoge, Mitglied des ACM-Vorstandes
– Professorin Dr. Kirsten Müller-Vahl, Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie, Medizinische Hoch¬schule Hannover, Vorstandsvorsitzende der ACM
– Weitere Referent*innen
Seminar-Termine (jeweils 14 bis 16:00 Uhr)
Samstag, 26. Februar 2022 (Auftaktveranstaltung)
Samstag, 23. April 2022
Samstag, 25. Juni 2022
Samstag, 21. Januar 2022 (Abschlussveranstaltung)
Alle Seminare werden virtuell via Zoom durchgeführt. Zur Teilnahme ist lediglich ein Computer/Laptop mit Kamera notwendig. Falls es die Corona-Pandemie zulässt, ist ein gemeinsames persönliches Treffen, das nicht verpflichtend ist, im ACM-Büro in Steinheim/NRW vorgesehen.
Supervision
Einmal monatlich findet über einen Zeitraum von 12 Monaten (ab März 2022) in den Monaten ohne Seminar eine einstündige Super¬vision, überwiegend durch Rainer Thewes, statt. Dabei werden u.a. konkrete Beratungsfälle besprochen und Fragen geklärt.
Teilnahmegebühr
Nicht-ACM-Mitglieder: 500 € .
ACM-Mitglieder: 400 € (Härtefallregelung möglich)
Information und Anmeldung: info@arbeitsgemeinschaft-cannabis-medizin.de
Interessenten, die sich im Laufe der vergangenen Monate auf eine Warteliste zur Teilnahme am nächsten Kurs haben setzen lassen, werden bevorzugt berücksichtigt.
Presseschau: Der große Wurf - Deutscher Hanfverband begrüßt weitgehende Einigung auf Legalisierung von Cannabis (Deutscher Hanfverband)
Die geplante Legalisierung von Cannabis in Deutschland geht im Wesentlichen auf die Arbeit des Deutschen Hanf Verbandes (DHV) und seines Initiators und Geschäftsführers Georg Wurth zurück. Hier ihre Einschätzung.
Der große Wurf - Deutscher Hanfverband begrüßt weitgehende Einigung auf Legalisierung von Cannabis
Die Ampelparteien haben sich auf eine umfangreiche Legalisierung von Cannabis verständigt. Konkret sieht der Koalitionsvertrag Folgendes vor:
Wir führen die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften ein. Dadurch wird die Qualität kontrolliert, die Weitergabe verunreinigter Substanzen verhindert und der Jugendschutz gewährleistet. Das Gesetz evaluieren wir nach vier Jahren auf gesellschaftliche Auswirkungen.
Der Deutsche Hanfverband (DHV) begrüßt diese Entscheidung ausdrücklich.
Die Ampel ist ihrem eigenen Anspruch gerecht geworden, eine echte Reform-Koalition zu sein und den Stillstand nach 16 Jahren CDU-geführter Regierungen zu beenden. Cannabis ist das beste Beispiel dafür. Die neue Regierung orientiert sich endlich an Fakten und geht international mutig voran. Viele Länder werden diesem Beispiel folgen und ebenfalls Cannabis legalisieren, so DHV-Sprecher Georg Wurth.
Weniger begeistert zeigt sich der Hanfverband allerdings von der Tatsache, dass offenbar der Eigenanbau durch Konsumenten nicht zugelassen werden soll.
Es sei nicht erkennbar, warum Cannabis anders behandelt werden sollte als Tabak und Alkohol, für die der Gesetzgeber die Möglichkeit der Eigenproduktion gestattet. Außerdem stelle der Eigenanbau von Cannabis für regelmäßige Konsumenten mit höherem Verbrauch und geringem Einkommen eine wichtige Alternative zum Fachgeschäft dar. Sie würden laut DHV ohnehin weiter wie bisher selbst anbauen. Diese Konsumenten weiterhin zu kriminalisieren sei nicht sinnvoll, so der Hanfverband, zumal auch der Eigenanbau dem illegalen Schwarzmarkt Umsatz entziehe und die Konsumenten vor Streckmitteln schütze.
Daher fordert der Deutsche Hanfverband, auch den Eigenanbau zu legalisieren.
Die beschlossene Legalisierung von Cannabis sei ein Meilenstein der deutschen Drogenpolitik. Die konkrete rechtliche und praktische Umsetzung halte allerdings noch viele Fallstricke bereit. Der DHV freut sich, diesen Prozess weiterhin konstruktiv zu begleiten und dafür zu sorgen, dass der Cannabismarkt zukünftig nicht ausschließlich von Konzernen beherrscht wird.
Presseschau: In der Schweiz wird Cannabis ab 2022 legal verkauft (Süddeutsche Zeitung)
Auch die Schweiz plant für 2022 die Legalisierung von Cannabis für Erwachsene sowie deutliche Erleichterungen beim medizinischen Einsatz.
In der Schweiz wird Cannabis ab 2022 legal verkauft
Die Schweiz ist bei der möglichen Legalisierung von Cannabis schon einen Schritt weiter als Deutschland. Vor einem Jahr wurde das Betäubungsmittelgesetz angepasst. Nun beginnen 2022 in mehreren Großstädten Pilotprojekte, bei denen Cannabis zu Genusszwecken verkauft wird.
Parallel will das Parlament das Verbot von Cannabis aufheben und arbeitet daran, Anbau, Handel und Konsum neu zu regeln. Bei der Stadt Zürich können sich bis Ende dieses Jahres Apotheken und Clubs melden, die an dem Pilotversuch "Züri Can - Cannabis mit Verantwortung" teilnehmen wollen. Teilnehmer müssen volljährig sein.
Die Stadt Basel will mit dem Verkauf in Apotheken Mitte nächsten Jahres beginnen. Das Projekt ist dort auf drei Jahre angelegt. Auch andere Städte sind dabei, Pilotprojekte zu starten. Alle sollen wissenschaftlich begleitet werden. "Die Versuche sollen eine wissenschaftliche Grundlage für die künftige gesetzliche Regelung liefern", so das Bundesamt für Gesundheit.
Anbau, Handel und Konsum wird legalisiert
"Cannabis soll nicht mehr verboten sein, sondern Anbau, Produktion, Handel und Konsum sollen umfassend neu geregelt werden", schrieb das Sekretariat der Kommissionen für soziale Sicherheit und Gesundheit in der zweiten Parlamentskammer, dem Ständerat, im Oktober. Der Nationalrat soll nun ein Gesetz zur Entkriminalisierung von Cannabis ausarbeiten.
Die Abgabe von medizinischem Cannabis per Rezept ist seit langem möglich. Zudem ist Cannabis mit weniger als einem Prozent der psychoaktiven Substanz Tetrahydrocannabinol (THC) legal. Es wird seit 2017 an fast jeder Ecke legal verkauft. Auch der Anbau von diesem so genanntes CBD-Cannabis ist erlaubt. CBD steht für Cannabidiol, das kein Suchtpotenzial hat sondern entspannend wirkt.
Presseschau: Eisleber muss medizinisches Cannabis einnehmen und jetzt Führerschein abgeben (Mitteldeutsche Zeitung)
Noch immer ist eine Anzahl von Patienten, die cannabisbasierte Medikamente einnehmen, der Willkür einiger Führerscheinstellen und MPU-Stellen ausgesetzt, die nicht akzeptieren können, dass Patienten, die Cannabis aus medizinischen Gründen benötigen, aufgrund der aktuellen Rechtslage am Straßenverkehr teilnehmen dürfen.
Eisleber muss medizinisches Cannabis einnehmen und jetzt Führerschein abgeben
Dieser Gang fiel Andy Müller unwahrscheinlich schwer: Der Eisleber musste jetzt zur Kreisverwaltung in Sangerhausen, um dort seinen Führerschein abzugeben. Weil er auf Anraten seines Arztes medizinisches Cannabis einnimmt, hält das Amt den 39-Jährigen für „ungeeignet zum Führen eines Kraftfahrzeugs im öffentlichen Straßenverkehr“.
Einige weitere Pressemeldungen der vergangenen Tage
Medizinischer Experte im Interview: Cannabis kann auch Gutes leisten (Neue Westfälische)
Neuer Cannabis-Boom ausgelöst … Anstehende Legalisierung in Deutschland sorgt für Rückenwind im Sektor! (Finanznachrichten)
Legalisierung von Cannabis würde dem Staat Einnahmen von 4,7 Milliarden Euro bescheren (Handelsblatt)
Cannabis legalisieren? – Pro und Contra (SWR Wissen)
Ampelkoalition will Cannabis für Erwachsene legalisieren – die wichtigsten Fragen und Antworten (Handelsblatt)
Ampel-Parteien einigen sich auf Legalisierung von Cannabis (aerzteblatt.de)