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IACM-Informationen vom 14. Oktober 2000
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Europa — Regierungen lockern Ihre Linie zu Cannabis
Viele europäische Regierungen wechseln von einer harten Bestrafung bei Vergehen im Zusammenhang mit weichen Drogen zu einem toleranteren Ansatz gegenüber Drogen wie Cannabis.
Der dramatischste politische Wechsel kommt wahrscheinlich aus Portugal, wo erwartet wird, dass innerhalb der kommenden Wochen harte und weiche Drogen gleichermaßen entkriminalisiert werden. Anfang Oktober erklärte die schweizerische Regierung, dass es die Legalisierung von Cannabis befürworte. Es wird erwartet, dass sie ihre Empfehlung im nächsten Jahr ins Parlament einbringt. Sie erklärte, ihre Vorschläge würden Maßnahmen zum Schutz der Jugend einschließen sowie sicher stellen, dass die Schweiz nicht von Drogentouristen überschwemmt werde.
Nach Aussagen des Rechtsberaters des Europäischen Überwachungszentrums für Drogen und Drogenabhängigkeit (EMCDDA) in Lissabon, Danilo Ballotta, sind diese Maßnahmen typisch für eine breitere europäische Veränderung hin zu einer weicheren rechtlichen Haltung gegenüber einer Cannabisverwendung. "Belgien und Frankreich sind zwei weitere Länder, die bekannt gegeben haben, dass Personen mit erstmaligen Cannabisvergehen verwarnt werden sollen. Sie haben bemerkt, dass Cannabiskonsum normal oder alltäglich ist und kein abweichendes Verhalten darstellt," erklärte Ballotta gegenüber CNN.
Der Schritt hin zu einer größeren Toleranz gegenüber Drogen hat sich allerdings nicht überall in Europa durchgesetzt.
Die Null-Toleranz-Politik in Schweden findet breite Unterstützung in allen politischen Lagern. Schwedischen Cannabisrauchern droht theoretisch eine Haftstrafe von bis zu sechs Monaten für kleine Vergehen. Üblicher ist allerdings eine geringe Geldstrafe. Die britischen Gesetze sind noch drakonischer. Besitz kleiner Mengen kann mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden. Aber Vergehen im Zusammenhang mit Cannabisbesitz werden routinemäßig mit einer Verwarnung abgetan oder höchstens mit einer kleinen Geldstrafe.
(Quelle: CNN.com vom 9. Oktober 2000, Pressemitteilung des schweizerischen Bundesrates vom 3. Oktober 2000)
Wissenschaft Spanien — Antitumor-Effekt von THC kann nicht am Menschen untersucht werden
Eine Forschergruppe an der Complutense-Universität von Madrid kann die Wirksamkeit von THC gegen eine tödliche Form von Gehirnkrebs wegen Mangel an finanziellen Mitteln nicht untersuchen.
Zu Anfang des Jahres hatte die spanische Arbeitsgruppe unter der Leitung von Dr. Manuel Guzman gezeigt, dass THC und ein synthetisches Cannabinoid (WIN-55,212-2) bei Tests mit Laborratten eine bemerkenswerte Rückbildung von Glioblastomen induziert hatte. Bösartige Gliome, ein schnelltötender Krebs, gegen den es bisher keine wirksame Behandlung gibt, wurden bei den Tieren induziert. Innerhalb von 18 Tagen starben die unbehandelten Tiere. Die zwei Cannabinoide zerstörten jedoch die Tumoren bei einem Drittel der Tiere vollständig und verlängerten das Leben eines weiteren Drittels bis zu sechs Wochen.
Guzmans Arbeitsgruppe versuchte ökonomische Unterstützung zur Durchführung klinischer Studien mit Menschen zu bekommen, allerdings sind ihre Bemühungen mehr als sieben Monate später immer noch nicht erfolgreich, möglicherweise wegen eines Misstrauens gegenüber den vorklinischen Ergebnissen oder einem Konservativismus gegenüber diesem Forschungsgebiet.
(Quellen: Europa Press vom 8. Oktober 2000; Galve-Roperph I, et al.: Antitumoral action of cannabinoids: involvement of sustained ceramide accumulation and ERK activation. Nature Medicine 6, 313-319 (2000))
Kurzmeldungen
IACM JCT
Entsprechend einer Vereinbarung zwischen Haworth Press (Binghamton, NY) und der IACM wird das Journal of Cannabis Therapeutics (JCT) die offizielle Zeitschrift der IACM. Mitglieder der IACM werden das JCT zu einem ermäßigten Preis von 35 US-Dollar für Abonnenten aus den USA und von 50 Dollar für Abonnenten aus anderen Ländern erhalten, anstatt der normalen Preise von 48 Dollar für die USA und 69,60 Dollar für das Ausland. Die erste Ausgabe soll Ende des Jahres erscheinen.
Kanada
Die erste von der Bundesregierung erlaubte Cannabisernte fand statt, als Jim Wakeford seine 19 Marihuanapflanzen einsammelte. Wakeford, der AIDS hat, zählt zu den ersten der 71 chronisch kranken Kanadier, die von der Regierung Ausnahmegenehmigungen erhalten haben, die ihnen die Verwendung von Marihuana zur Behandlung ihrer Symptome erlaubt. (Quelle: Toronto Star vom 30. September 2000)
Großbritannien
Ann Widdecombe, rechtspolitische Sprecherin der britischen konservativen Partei (Tories) forderte bei einer Tory-Konferenz Anfang Oktober eine "Null-Toleranz"-Politik gegenüber Drogen. Daraufhin gaben sieben Mitglieder des Schattenkabinetts von Tory-Führer William Hague zu, Cannabis konsumiert zu haben, darunter der außenpolitische Sprecher Francis Maude und der Führer des Oberhauses, Lord Strathclyde. Dann erklärten auch ein früherer Labour-Minister, Jon Owen Jones, und Gesundheitsministerin Yvette Cooper, die Droge genommen zu haben. Der Drogenbeauftragte der Regierung Keith Hellawell erklärte, eine Null-Toleranz-Politik zu Cannabis sei sowohl unrealistisch als auch nicht praktikabel (Quellen: PA News vom 8., 9., 10. und 13. Oktober 2000)