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IACM-Informationen vom 31. Oktober 2015

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Australien — Die Regierung will den Anbau von Cannabis fĂŒr den Verkauf in Apotheken erlauben

Australien ist dabei, seine Drogengesetze zu Ă€ndern, um den Anbau von Cannabis fĂŒr medizinische und wissenschaftliche Zwecke zu erlauben. Das erklĂ€rte die Regierung am 17. Oktober 2015. EntwĂŒrfe zur Änderung des BetĂ€ubungsmittelgesetzes werden zur Zeit ausgearbeitet, um einen kontrollierten Anbau von Cannabis zu erlauben, um Patienten zum ersten Mal einen Zugang zu "einer sicheren, legalen und dauerhaften Versorgung mit lokal produzierten Produkten zu ermöglichen", erklĂ€rte Gesundheitsministerin Sussan Ley in einer Stellungnahme.

Australische Hersteller, Forscher und Patienten sind zur Zeit auf einen Zugang zu internationalen Quellen fĂŒr legalen medizinischen Cannabis angewiesen, was durch die Kosten, begrenzte Versorgung und ExporthĂŒrden eine Herausforderung darstellt. Die Erlaubnis eines kontrollierten Anbaus von Cannabis in Australien soll das entscheidende "fehlende Glied" fĂŒr Bereiche liefern, fĂŒr die bereits Gesetze zur Lizenzierung der Herstellung und Versorgung mit Produkten auf Cannabisbasis bestehen, die lokale Produktion der Pflanze jedoch verboten bleibt, erklĂ€rte Ley. Die Regierung plant ein Lizenzierungssystem, um sicherzustellen, dass der Anbau von Cannabis in Übereinstimmung mit Australiens internationalen Verpflichtungen steht und der Weg der Droge vom Feld bis zur Apotheke geregelt wird.

Reuters vom 17. Oktober 2015

Wissenschaft/Mensch — Gemischte Ergebnisse zweier klinischer Studien mit einem Cannabisextrakt bei Krebsschmerzen

Am 27. Oktober 2015 gaben GW Pharmaceuticals und Otsuka Pharmaceutical Ergebnisse der verbleibenden zwei Phase-3-Studien ihres Cannabisextrakts Sativex bei der Behandlung von Schmerzen bei Patienten mit fortgeschrittenem Krebs, die keine adĂ€quate Schmerzlinderung wĂ€hrend einer optimierten chronischen Opiattherapie bekommen, bekannt. In Übereinstimmung mit der frĂŒher veröffentlichten Studie (Studie 1) erzielte Sativex nicht den primĂ€ren Zielparameter dieser Studien. Allerdings ergab eine Analyse von Patienten der beiden Phase-3-Studien, die nur klinische Zentren in den USA einschlossen, eine statistisch signifikante Verbesserung der Schmerzen durch Sativex im Vergleich zum Placebo sowie Verbesserungen der SchlafqualitĂ€t und weiterer sekundĂ€rer Zielparameter. Die Studie 2 rekrutierte insgesamt 397 Patienten an klinischen Zentren in den USA, Mexiko und Europa. Die Patienten bekamen Sativex oder ein Placebo als zusĂ€tzliche Behandlung zu einer optimierten Opiat-Therapie und behielten stabile Dosen ihrer Hintergrund-Opiattherapie wĂ€hrend der Studie bei. Eine dritte Studie (Studie 3), die vollstĂ€ndig außerhalb der Vereinigten Staaten durchgefĂŒhrt wurde und ein anderes klinisches Design verwendete, ergab keinen Unterschied zwischen Sativex und Placebo hinsichtlich des primĂ€ren Zielparameters.

"Obwohl die Ergebnisse insgesamt enttĂ€uschend waren und nicht notwendigerweise vollstĂ€ndig mit der klinischen Erfahrung ĂŒbereinstimmen, so legen sie dennoch nahe, dass Sativex eine nĂŒtzliche Rolle bei der Behandlung bestimmter Untergruppen von Patienten mit fortgeschrittenen Krebsschmerzen, die nicht ausreichend auf Opiate ansprechen, spielen könnte", erklĂ€rte Dr. Marie Fallon, Professorin fĂŒr Palliativbehandlung der UniversitĂ€t von Edinburgh und eine Studienleiterin des Phase-3-Programms. "Insbesondere zeigte sich bei US-Patienten, die in das Programm aufgenommen wurden, ein nĂŒtzlicher therapeutischer Effekt, wĂ€hrend Ergebnisse bei den europĂ€ischen Patienten im Allgemeinen nicht gĂŒnstig waren. Die US-Patienten waren weniger fragil, so dass die Intervention mit Sativex weniger "Rauschen" ausgesetzt war, was zu klareren Ergebnissen und nĂŒtzlichen Wegweisern bei der Bestimmung der optimalen Zielgruppe von Patienten fĂŒr Sativex fĂŒhrte."

Pressemitteilung von GW Pharmaceuticals vom 27. Oktober 2015

Kanada — Die liberale Partei, die Cannabis legalisieren will, gewinnt die Wahlen

Kanadas Liberale Partei gewann die Wahlen am 19. Oktober mit 184 Sitzen im Parlament. Sie hĂ€tte nur 170 Sitze benötigt, um eine Mehrheit im Unterhaus mit 338 Sitzen zu haben. Die liberale Plattform umfasst unter anderem die Legalisierung von Marihuana. "Wir werden Marihuana legalisieren, regulieren und den Zugang begrenzen", heißt es im Wahlprogramm.

"Das gegenwĂ€rtige System des Marihuana-Verbots funktioniert nicht. Es hindert junge Menschen nicht daran, Marihuana zu verwenden, und zu viele Kanadier bekommen strafrechtliche Verurteilungen fĂŒr den Besitz geringer Mengen der Droge. Die Verhaftung und Verurteilung dieser Vergehen ist fĂŒr unsere Justiz teuer. Es fĂ€ngt zu viele Kanadier im strafrechtlichen System wegen geringer, nicht gewalttĂ€tiger Vergehen. Gleichzeitig unterstĂŒtzen die Gewinne aus dem illegalen Drogenhandel die organisierte KriminalitĂ€t und grĂ¶ĂŸere Bedrohungen der öffentlichen Sicherheit, wie Menschenhandel und harte Drogen. Um sicherzustellen, dass wir Marihuana von Kindern fernhalten und die Profite von den Kriminellen, werden wir Marihuana legalisieren, regulieren und den Zugang begrenzen."

Wahlprogramm der Liberalen Partei zu Marihuana

Kurzmeldungen

Wissenschaft/Mensch — Der Konsum von Cannabis kann nach einem Fallbericht den Opiat-Konsum reduzieren

Ein 57-jĂ€hriger Mann, dem eine Leber transplantiert wurde und der vor der Operation hohe Dosen Hydromorphon zur Behandlung chronischer Bauchschmerzen einnahm, war in der Lage, durch die Verwendung von Cannabis innerhalb von fĂŒnf Monaten die Opiatdosis deutlich zu reduzieren. Die Autoren schrieben, dass "der zusĂ€tzliche Nutzen des Beginns der Behandlung mit Cannabis in Verbesserungen beim Schmerzprofil und beim funktionellen Status sowie in der Reduzierung opiatabhĂ€ngiger Nebenwirkungen bestehen kann. Dies unterstreicht das Potenzial fĂŒr medizinisches Cannabis als Zusatzmedikation bei der Entwöhnung von Patienten vom Opiatkonsum."

Klinik fĂŒr AnĂ€sthesie, UniversitĂ€t von Toronto, Kanada.

Meng H, et al. Can J Anaesth, 27. Oktober 2015 [im Druck]

Wissenschaft — Teilnehmer fĂŒr eine Umfrage zu Cannabis und Erfahrungen bei der Nahrungsaufnahme gesucht

Das Institut fĂŒr Psychologie, Gesundheit und Gesellschaft der UniversitĂ€t von Liverpool fĂŒhrt eine Online-Umfrage zum Cannabiskonsum und Erfahrungen bei der Nahrungsaufnahme durch. Teilnehmer mĂŒssen Ă€lter als 18 Jahre sein und in den letzten sechs Monaten mindestens einmal Cannabis konsumiert haben.

Link zur Umfrage

UNO — Ein Versuch zur Entkriminalisierung von Drogen wurde vereitelt

Ein Versuch von Vertretern der Vereinten Nationen, LĂ€nder dazu zu bewegen, den Besitz und den Konsum aller Drogen zu entkriminalisieren, wurde vereitelt. Ein Papier des UN-BĂŒros fĂŒr Drogen und KriminalitĂ€t (UNODC) wurde auf Druck mindestens eines Landes zurĂŒckgezogen. Das Dokument, das durchgesickert ist, empfiehlt, dass die Mitglieder der UNO "die Entkriminalisierung von Drogen und den Besitz fĂŒr den persönlichen Konsum" in ErwĂ€gung ziehen. Es argumentierte, dass "Verhaftung und Inhaftierung unverhĂ€ltnismĂ€ĂŸige Maßnahmen darstellen".

BBC vom 19. Oktober 2015

Wissenschaft/Tier — Wie das Endocannabinoidsystem am Autismus beteiligt sein kann

Forschung bei MÀusen legt nahe, dass die Aktivierung des CB1-Rezeptors durch das Endocannabinoid Anandamid unter Beteiligung des Hormons Oxytocin die Belohnung durch soziale Interaktionen kontrolliert. Die Autoren schrieben, dass "Defizite in diesem Signalmechanismus zur sozialen BeeintrÀchtigung bei Autismusspektrum-Störungen beitragen könnten und dies einen Weg zur Behandlung dieser Erkrankungen liefern könnte".

Institut fĂŒr Anatomie und Neurobiologie, UniversitĂ€t von Kalifornien, Irvine, USA.

Wei D, et al. Proc Natl Acad Sci U S A, 26. Oktober 2015 [im Druck]

Wissenschaft/Zellen — CBD könnte die Funktion der Bluthirnschranke verbessern

In einem Zellmodell der Bluthirnschranke (BHS) schĂŒtzte CBD vor der Zunahme der DurchlĂ€ssigkeit, die durch eine Minderversorgung mit Sauerstoff und Glukose verursacht wurde. Diese Wirkung wurde durch den PPAR-Gamma-Rezeptor und den 5-HT1A-Rezeptor vermittelt. Die Autoren folgerten, dass "diese Daten nahe legen, dass die AktivitĂ€t der BHS ein bisher nicht erkannter Mechanismus des Nervenschutzes durch CBD beim ischĂ€mischen Schlaganfall darstellen könnte".

Medizinische FakultĂ€t, UniversitĂ€t von Nottingham, Royal Derby Krankenhaus, Großbritannien.

Hind WH, et al. Br J Pharmacol, 24. Oktober 2015 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Eine CBD-Salbe verbesserte Symptome in einem Mausmodell der Multiplen Sklerose

Forscher untersuchten die Wirksamkeit einer neuen Cannabidiol-Zubereitung als örtliche Behandlung in einem experimentellen Modell der Autoimmunenzephalomyelitis, ein Modell fĂŒr Multiple Sklerose. Die Ergebnisse zeigten, dass die tĂ€gliche Behandlung mit einer örtlichen 1-prozentigen CBD-Salbe nervenschĂŒtzende Wirkungen ausĂŒben und dabei den klinischen Grad der Erkrankung durch Erholung der LĂ€hmung der Hinterbeine verbessern kann. CBD zeigte signifikante Wirkungen auf EntzĂŒndungsparameter.

IRCCS Centro Neurolesi "Bonino-Pulejo", Messina, Italien.

Giacoppo S, et al. Daru 2015;23(1):48.

Wissenschaft/Tier — Die schĂŒtzenden Wirkungen von Silymarin auf die Leber beinhalten Effekte auf Cannabinoidrezeptoren

Silymarin, ein standardisierter Extrakt von Mariendistel-Samen (Silybum marianum), erhöhte die Zahl der CB2-Rezeptoren und reduzierte die der CB1-Rezeptoren. Die Forscher schrieben, dass sie "einen neuen Mechanismus des leberschĂŒtzenden Effektes von Silymarin durch die Modulierung von Cannabinoidrezeptoren in der fibrotischen Leber identifiziert haben".

Institut fĂŒr Biochemie, Pharmazeutischen FakultĂ€t, Zagazig UniversitĂ€t, Ägypten.

El Swefy S, et al. Naunyn Schmiedebergs Arch Pharmacol, 16. Oktober 2015 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — THC und Endocannabinoide wirken in Tiermodellen der Schizophrenie unterschiedlich

Unter Verwendung eines Rattenmodells der Schizophrenie verglichen Forscher die Wirkungen einer systemischen THC-Gabe mit einer Substanz (URB597), die den Abbau von Anandamid hemmt, auf die NervenaktivitĂ€t. Sie fanden unterschiedliche Wirkungen auf das Gehirn und folgerten, dass diese "Information wichtig fĂŒr das VerstĂ€ndnis ist, warum die Verwendung von Marihuana und synthetischer Cannabinoide bei Schizophrenie-Patienten kontraindiziert sein könnte, wĂ€hrend eine Zunahme der Endocannabinoide eine neue therapeutische Herangehensweise liefern könnte".

Institut fĂŒr Pharmakologie und Zentrum fĂŒr biomedizinische Neurowissenschaften, UniversitĂ€t von Texas, San Antonio, USA.

Aguilar DD, et al. J Psychopharmacol, 28. Oktober 2015 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Keine Wirkung einer THC-Einzeldosis auf Bauchschmerzen durch eine chronische BauchspeicheldrĂŒsenentzĂŒndung in klinischer Studie

Bei 24 Patienten, die als Folge einer chronischen Pankreatitis (CP) an Bauchschmerzen litten, und die ĂŒber Kreuz entweder eine Dosis von 8 mg THC oder 5 oder 10 mg Diazepam erhielten, wurden keine signifikanten Unterschiede bei der SchmerzintensitĂ€t, Wachheit, Stimmung, Ruhe oder Gleichgewicht gefunden. Die Autoren schrieben, dass „eine einzelne Dosis Delta-9-THC keine schmerzlindernde Wirkung auf chronische Schmerzen durch CP hatte, aber gut vertragen wurde, mit nur milden oder mĂ€ĂŸig starken Nebenwirkungen.“

Klinik fĂŒr Chirurgie, Medizinische FakultĂ€t der UniversitĂ€t Radboud, Nimwegen, Niederlande.

de Vries M, et al. Br J Clin Pharmacol, 27. Oktober 2015 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Nabilon reduzierte nicht Schmerzen und Übelkeit bei Patienten mit Kopf- und Halskrebs

56 Patienten, die wegen Kopf- und Halskrebs behandelt wurden, erhielten entweder Nabilon oder ein Placebo wĂ€hrend und nach der Strahlentherapie und erfuhren keinen Nutzen durch das Cannabinoid, das Ă€hnlich wie THC wirkt. Nabilon hatte keine Wirkung auf LebensqualitĂ€t, Schmerzen, Übelkeit, Gewicht, Stimmung oder Schlaf. Die Autoren schlossen, dass “Nabilon in der verwendeten Dosis nicht wirksam genug war, um die LebensqualitĂ€t der Patienten gegenĂŒber dem Placebo zu verbessern.”

Medizinische FakultÀt, Laval-UniversitÀt, Québec, Kanada.

CÎté M, et al. Ann Otol Rhinol Laryngol, 25. Oktober 2015 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Hohe THC-Dosen können relevante Nebenwirkungen verursachen

In einer fĂŒnfwöchigen, Placebo-kontrollierten Studie mit 12 opiaitabhĂ€ngigen Patienten, die weiterhin ihre Drogen einnahmen, verursachte 40 mg THC eine erhöhte Pulsfrequenz und Angst, was die Verringerung der Dosis notwendig machte. Diese Nebenwirkungen traten bei einem Patienten bereits bei 20 mg auf. Diese Studie unterstreicht die Notwendigkeit der individuellen Dosierung bei THC.

Medizinische FakultÀt, UniversitÀt von Kentucky, Lexington, USA.

Jicha CJ, et al. Drug Alcohol Depend, 9. Oktober 2015 [im Druck]